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Aktuelle Forschung

 

Essbare Gärten in Uganda – ein Beitrag zur Stärkung der Kapazitäten und Ermächtigung für Ernährungssicherheit und Ernährungssouveränität

Laufendes transdisziplinäres Forschungsprojekt in Kooperation mit dem Agricultural Research Institute der Makerere Universität Uganda (MUARIK) und Slow Food Uganda; Projektlaufzeit: März 2013 bis Dezember 2014; Kommission für Entwicklungsforschung/KEF
In Uganda, einem Schwerpunktland der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, sind zwölf Millionen Menschen, das entspricht 35 Prozent der Bevölkerung, unterernährt. In der nationalen Entwicklungsstrategie wird die Bedeutung von Landwirtschaft, Ernährung und biologischer Vielfalt für die menschliche Entwicklung und wirtschaftliche Produktivität betont. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen / FAO weist auf die Bedeutung von Kapazitätenentwicklung und Ermächtigung im Rahmen gemeinschaftsbasierter Ansätze sowie auf das (ungenützte) Potential von Gärten für die Ernährungssicherung hin. Zur Förderung biologischer Vielfalt, nachhaltiger Produktionsmethoden und traditionellem Wissen im Hinblick auf Saatgut und lokale Arten/Sorten, Verarbeitung, Zubereitung und Geschmack vielfältiger, traditioneller Lebensmittel, wurden in Uganda bereits 63 Gartenprojekte im Rahmen des „1.000 Gärten in Afrika“-Slow Food Projektes initiiert. Da bislang eine Evaluierung der Effektivität und Nachhaltigkeit der Gärten im Hinblick auf ihren Beitrag zur nachhaltigen Ernährungssicherung fehlt, soll ein umfassendes Werkzeug im Rahmen dieses Forschungsprojektes entwickelt werden. Nicht nur die Wissenschaft, auch die Koordinator/innen und Teilnehmer/innen der Gärten, insbesondere die Mädchen / Frauen sollen ein besseres Verständnis für die verschiedenen Aspekte und Zusammenhänge von nachhaltigem Ressourcenmanagement, Ernährungssicherung und Ernährungssouveränität entwickeln und darüber hinaus ermächtigt werden. Beginnend in Uganda soll damit der Ausgangspunkt für weitere Forschungsprojekte in den 24 weiteren beteiligten afrikanischen Ländern des Slow Food Projektes geschaffen werden.

 

Nachhaltige Ressourcennutzung und Ernährungssicherung im Kontext glokaler Transformationen

Natürliche Ressourcen sind zuallererst Überlebensgrundlage, sie bieten für uns Menschen Nahrung, (Trink)Wasser, Heilpflanzen, Kleidung, Baumaterial, Energie, Arbeit und Einkommen. Funktionierende Ökosystemleistungen und eine gesicherte Ressourcenversorgung sind für das menschliche Wohlergehen und für die sozio-ökonomischen Entwicklungsmöglichkeiten eines Landes und den Fortbestand von Gesellschaften entscheidend. Im Zuge von Globalisierung, Welthandel, Bevölkerungswachstum, Industrialisierung und Technisierung, sich verändernden Konsummustern, etc. steigt der Verbrauch von Ressourcen. Zudem können die Verschwendung und Übernutzung, voranschreitende Degradation und Zerstörung unserer natürlichen Lebens- und Produktionsgrundlagen im Zuge nicht nachhaltiger Lebensstile, insbesondere der Agrar- und Ernährungssysteme, sich verschärfenden Nutzungs- und Verteilungskonflikte nach sich ziehen. Der Schutz, ein gesicherter Zugang zu und die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen zählen demnach zu den zentralen gesellschaftspolitischen Herausforderungen unserer Zeit.

Das IEZ fokussiert die zentrale Bedeutung der natürlichen Ressourcen für die Armuts-/Hungerbekämpfung und nachhaltige Entwicklungen (siehe Forschung & Bildungsarbeit). Die Relevanz des Themenfeldes zeigt sich nicht zuletzt in den Schwerpunktsetzungen auf internationaler, europäischer und österreichischer Ebene. Die Initiative zur Einrichtung eines Forschungsclusters „Ressourcensicherung im Internatio­nalen Kontext“ ging 2011 vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung aus, mit dem Ziel, neue inhaltliche Kooperationen zwischen Natur- und Sozialwissenschaften zu ermöglichen und Synergiepotentiale zwischen Wissenschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Privatwirtschaft besser zu nutzen. Das BMWF erhoffte sich neben neuen inhaltlichen Kooperationen auch langfristig wirksame Struktureffekte. Im Rahmen dieser ministeriellen Initiative wurde vom IEZ in Kooperation mit dem CDR ein transdisziplinärer Workshop zum Themenkomplex „Nachhaltige Ressourcennutzung und Ernährungssicherung im Kontext glokaler Transformationen“ konzipiert und erstmals am 22. Juni 2012 in Gmunden erfolgreich durchgeführt. Die Teilnehmer/innen einigten sich darauf, auch künftige Treffen in der Bezirkshauptstadt abzuhalten. In der Folge organisierte das IEZ mit finanzieller Unterstützung durch das Lebensministerium zwei weitere Workshops am 10./11. Jänner und 1./2. Juli 2013 in Gmunden. Das nächste Treffen des wachsenden Netzwerkes "Nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme" (NAES) soll im Jänner 2014 stattfinden.  Mittelfristig sind öffentliche Diskussionsrunden, eine Fachtagung, eine Buchpublikationen sowie ein politisches Positionspapier geplant.

 

Nachhaltige Ernährungssicherung bei sich verändernden klimatischen Bedingungen

Unter Wissenschafter/innen und politischen Entscheidungsträger/innen herrscht weitgehender Konsens darüber, dass sich das Klima durch anthropogene Einflüsse weltweit verändert. Klimawandel, in Verbindung mit zunehmend degradierten Ökosystemen, Bevölkerungswachstum, sich verändernden Konsummustern, steigendem bzw. neuen Bedarf an erneuerbaren Ressourcen wie Agrotreibstoffen sowie Landnutzungsänderungen verschärfen die Nahrungsunsicherheit (= Hunger) und damit verbunden die Gesundheitssituation unzähliger Menschen, insbesondere armer und marginalisierter Bevölkerungsgruppen in den Ländern der südlichen Hemisphäre.
Über drei Milliarden Menschen sind entweder unter-, mangel- oder fehlernährt – die Lebensmittelsysteme funktionieren offensichtlich nicht und sind im Kontext des Klimawandels zudem unter zweifachen Stress: Einerseits führen industrialisierte Formen einer auf fossilen Energieträgern basierenden Landwirtschaft, Verarbeitung, Vermarktung sowie lange Transportwege zu hohen Treibhausgas-Emissionen (Kohlendioxid, Methan, Lachgas,...) und tragen damit stark zum Klimawandel bei. Andererseits manifestiert sich der Klimawandel bereits in veränderten bio-physikalischen Bedingungen (Niederschlagsmuster, Temperatur, Wind,...) mit erheblichen Einfluss insbesondere auf die landwirtschaftliche Produktion, hinzu kommen die Zerstörung von Siedlungen und Infrastruktur durch extreme Wetterereignisse (z.B. Wirbelstürme, Dürreperioden, Überschwemmungen,...) sowie zunehmende Gesundheitsprobleme von Pflanzen, Tieren und Menschen.
Welche wechselseitigen Zusammenhänge bestehen zwischen Klimawandel, Landwirtschaft und Nahrungsunsicherheit? Welche Folgen ziehen die sich verändernden klimatischen Bedingungen nach sich und wie wird dadurch die Ernährungssicherung in all ihren Dimensionen bedroht? Welche Ansätze sind im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit geeignet, um nachhaltige Ernährungssicherung und darüber hinaus Ernährungssouveränität zu unterstützen? Mit welchen konkreten Maßnahmen können klimainduzierte Risiken minimiert, die Vulnerabilität marginalisierter Bevölkerungsgruppen reduziert und die Resilienz und Anpassungskapazitäten gestärkt werden?

::> Gruber, P. C. / Hauser, M.: Nachhaltige Ernährungssicherung bei sich verändernden klimatischen Bedingungen. Grundlagenpapier für strategische ÜBerlegungen. Hrsg. von Deutsche Welthungerhilfe, Bonn 2011. (pdf)